Hofübergreifende Milchverwertung

Molkereivertrieb Miesbach GmbH (Frischedienst für die Region), jetzt Gastroservice, gegründet. Vieles davon ging auf die Initiative des neuen Geschäftsführers Karl Triller zurück. Und es wurde 1976 die modernste Tilsiter- und Schnittkäse-Fertigungsanlage Europas in Miesbach errichtet. Die tägliche Milchmenge betrug bereits 80 000 000 Liter.

Elektrisch betriebene Milchverarbeitung in der Molkerei Miesbach, 50er Jahre
Elektrisch betriebene Milchverarbeitung in der Molkerei Miesbach, 50er Jahre

Aber dieser Aufschwung wurde in den 80er Jahren gedämpft: Mit der Einführung der Milchquote, um so EU-weit die entstandene Überproduktion von Milch einzudämmen, mit dem Reaktorunfall von Tschernobyl (1986) und der daraus resultierenden Strahlenbelastung von Milch auch in Bayern und mit dem Verfall der Lira, dem Zahlungsmittel der italienischen Milchabnehmer, gingen die Absatzmengen und die Erträge zurück.

Zwar beruhigte sich der Milchmarkt gegen Ende der 80er Jahre und es wurde im Jahr 1988 ein Umsatz von 88,5 Mio. DM bei der Genossenschaft selbst und nochmals 35 Mio. DM bei den beiden Töchtern erreicht. Aber zehn Jahre später verabschiedete sich die Genossenschaft von der eigenen Milchverwertung und schloss die Molkerei in der Haidmühlstraße. Platzprobleme in dieser Innenstadtlage und Schwierigkeiten mit der Lärmbelästigung durch die Milchanlieferungen waren die Gründe dafür, die Milchverarbeitung nicht mehr selbst vorzunehmen, sondern auszulagern.

Dies geschah für zehn Jahr hin zur staatlichen Molkerei Weihenstephan (1998 – 2008). Nach deren Verkauf an die Müller-Milch-Gruppe wechselte die Genossenschaft zu den auch heute noch eingebundenen Molkereien Gropper und Bergader (s. a. Geschichte 79), auch um neben der konventionellen Milch Bio-Milch verarbeiten zu können.

Der Milchproduktenhandel Oberland eG, der auch mit Zukaufprodukten seinen Umsatz macht, hat sich demgegenüber sehr vorteilhaft entwickelt und verdient gut. Auch sind die Mitarbeiterzahlen dort auf mehr als 100 Personen gestiegen. Die Genossenschaft selbst hat heute (2023) nur noch 250 Mitglieder und wird weiterhin von einem Vorstand aus drei Milcherzeugern geleitet. Im Jahr 2006 wurde im Übrigen die Bayern MEG (Milcherzeugungsgemeinschaft) gegründet, die überregional die Interessen der Milchgenossenschaften vertritt. Der Milchhof Miesbach eG war hier Gründungsmitglied. Den Verkauf der Produkte (Milch, Käse) direkt an die Miesbacher Bürger übernahm ein Milliladen, der der Molkerei angeschlossen war und von deren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen betreut wurde.

Parallel dazu gab es in Miesbach immer auch schon freie Milchläden, die die Produkte des Milchhofes mit in ihrem Sortiment führten. Die Recherchen des Stadtarchivs zeigen schon im 19. Jahrhundert einige heute noch bekannten Namen. In Geschichte 76 ist der sog. Milliladen Schorer (bis 1996) genauer porträtiert.

Text: Maria Krüger-Basener