Die Hutmacherei Holzer

Erbauer des heutigen Zehrerhauses

Im Zuge der Recherchen für die Ausstellung sind wir auf eine vergessene Hutmacherei gestoßen: Die Hutmacherei Holzer. Begründet wurde sie von Joseph Holzer (geb. 1821) aus Murnau im Jahre 1863. Sie war damals erst die zweite Hutmacherei in Miesbach nach der alteingesessenen der Familie Kohlndorfer. Da erst 1868 in Bayern die volle Gewerbefreiheit eingeführt wurde, unterlag die Eröffnung eines Gewerbes damals noch strengen Kriterien. So musste ein echter Bedarf nachgewiesen werden. Da die Bevölkerungszahlen erst etwas später stärker anstiegen, können zwei Gründe vermutet werden: Miesbach war damals bereits eines der frühen Touristenziele. Zudem gab es die ersten Ansätze der Trachtenbewegung.

Das Haus der Familie Holzer, heute Zehrerhaus, um 1885
Das Haus der Familie Holzer, heute Zehrerhaus, um 1885

Joseph Holzer war offenbar recht erfolgreich, denn zwei Jahre nach Anmeldung seines Gewerbes konnte er sich in der Kirchgasse ein eigenes Haus erbauen. Das heutige Zehrerhaus (Kirchgasse 3) diente bis zum Wegzug der Familie im Jahr 1903 als Wohnhaus und Geschäft. Nachfolger seines Vaters wurde der Sohn Johann Nepomuk (geb. 1851). Er verlegte sein Geschäft nach Agatharied, wo sich seine Spur verliert. Im Betrieb war zudem die Schwester tätig, Josepha (geb. 1855), die 1888 ein Gewerbe als Hutmacherin anmeldete. Ungenannt bleibt leider, ob sie tatsächlich eine Hutmacherlehre absolviert hatte – dies wäre in dieser Zeit für eine Frau noch sehr ungewöhnlich gewesen!

Eintrag Joseph Holzers im Miesbacher Melderegister, um 1875
Eintrag Joseph Holzers im Miesbacher Melderegister, um 1875

Josepha hatte aber auch anderweitig einen ungewöhnlichen Lebenslauf: Als sie 1875 ihren Mann, den Protestanten Johann Karl Fechter heiratete, war dies für eine Katholikin noch unüblich. Die katholische Kirche agierte noch lange gegen diese sogenannten Mischehen. Das Ehepaar Fechter bewirtschaftete einige Zeit einen Bauernhof bei Irschenberg. Wohin sie danach gezogen sind, ist leider nicht bekannt.

Text: Alexander Langheiter