Die Geschichte der Hutmacherei bis 1826

Das Hutmachergewerbe blickt in Miesbach auf stolze 400 Jahre Geschichte zurück. Seit 1625 ist es in unserer kleinen Stadt dokumentiert. Als sogenanntes Sondergewerbe fand man Hutmacher nur in Zentralorten wie Märkten oder Städten. Die Nachfrage konnte mit einem einzigen ansässigen Hutmacher gedeckt werden. Das Handwerk entstand im späten Mittelalter. So wäre es durchaus möglich, dass schon im 16. Jahrhundert ein Hutmacher in Miesbach zu finden wäre. Doch fehlen uns Dokumente aus dieser Zeit.

Die älteste Quelle ist die alte Hausmadonna der Huterer, die sich bis heute in Privatbesitz erhalten hat. Die Inschrift darauf besagt, dass der Hutmachermeister Georg Aignthaler (Aigndaller) und seine Frau Elisabetha die Figur im Jahre 1625 haben anfertigen lassen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass Aignthaler bereits früher mit seinem Gewerbe anfing. Gesichert ist dagegen, dass der Huterer bereits am Unteren Markt seinen Sitz hatte, denn die Hausgeschichte ist bis zum heutigen Tage nachvollziehbar. Dafür hat der Heimatforscher Gerhard Wittich aus Schliersee gesorgt. Seine Häuserchronik ist hier ein wertvoller Schatz.

Bis 1735 übte noch die Familie Aignthaler die Hutmacherei hier aus. Die sog. Gerechtsame, also das Anrecht ein bestimmtes Gewerbe ausüben zu dürfen, ging dann an Sebastian Wagner. Von ihm wissen wir, dass er nach einigen Jahren seine Frau verließ und seinen Besitz herrenlos zurückließ. 1748 übernahm der Hutmacher Mathias Lerch aus Vilsbiburg den Betrieb. Da er kinderlos blieb, ging der Besitz 1776 an einen angeheirateten Verwandten, den Hutmacher Jakob Pollinger. Er und seine Frau Maria hatten den großen Marktbrand von 1783 zu überstehen. Sie retteten damals die Hausmadonna, was sie auch dort verewigten. Die Witwe Pollinger heiratete schließlich 1807 Johann Rochus Zimmeter (1765 – 1846), Hutmacher aus Schwaz. 1826 verkaufte Zimmeter die Hutmachergerechtsame an Joseph Kohlndorfer (1800 – 1867), der ebenfalls aus Schwaz stammte. Er war über seine Mutter Maria ein Neffe Zimmeters.

Die Hausmadonna der Hutmacher

Eine historische Besonderheit ist die Hausmadonna, die seit fast 400 Jahren zum Hutmacher-Anwesen gehört. Hausfiguren waren früher sehr häufig und manche schmücken noch das Äußere ihrer angestammten Wohnhäuser. Die Huterer-Madonna ist die älteste bekannte, die sich bis heute erhalten hier hat. Ein Künstler wird nicht erwähnt, aber man könnte die Skulptur dem damals in Miesbach tätigen Bildhauer Stephan Zwinck (gest nach 1633) zuschreiben. Im Jahr 1624 hatte er den bemerkenswerten Hochaltar der Weinbergkapelle in Schliersee geschaffen.

Hausmadonna von 1625
Hausmadonna von 1625

Ein Miesbacher in München: Der Hutstofffabrikant Johann Kaiser

Als Wohltäter Miesbachs wird in alten Chroniken der Hutstofffabrikant Johann Kaiser (1815 – 1881) erwähnt. Er hinterließ bei seinem Tode dem Miesbacher Armenfond 4000 Mark. Er war in Miesbach als unehelicher Sohn der Hutmachertochter Maria Pollinger geboren worden. Offenbar war es keine Option, dass Johann Kaiser die familiäre Hutmacherei übernehmen könnte, vielleicht wegen seiner unehelichen Geburt. So ging Kaiser als junger Mann nach München, wo er zunächst als einfacher Hutmacher arbeitete. Seit den 1850er Jahren war er als Fabrikant von Hutstoff tätig. Er lebte in der Nähe des heutigen Goetheplatzes, einem damals neuen Stadtteil.

Text: Alexander Langheiter