Höhepunkte und Ende der Druckerei Bommer

Die Jahre 1931 - 1945

Hans Bommer, der Sohn von Johann Bommer, hatte den „Schweizer-Degen“ gemacht, das heißt, er hatte sowohl die Drucker-, als auch die Setzerlehre absolviert. Danach war er beim Verlag „Knorr und Hirth“ als Setzer beschäftigt. Dieser Verlag wurde später in "Süddeutscher Verlag" umbenannt. Den Meisterbrief hatte Hans Bommer im Jahre 1931 in München erhalten. Ab 1931 war er gleichberechtigter Geschäftsführer in der nun umgewandelten Druckerei Bommer OHG.

In Miesbach war das Gebäude zu klein geworden. Johann Bommer kaufte eine Abbruchhalle und ließ diese in der damaligen Haidmühlstraße aufbauen. 1931 konnte man dort den Betrieb aufnehmen. Das Haus am Unteren Markt diente weiter als Schreibwarenhandlung und Wohnhaus.

Ehemalige Druckerei Bommer in der Simon-Schmid-Straße
Ehemalige Druckerei Bommer in der Simon-Schmid-Straße

Die NS-Zeit

Die erneute Wirtschaftskrise wirkte sich diesmal zwar nicht so stark aus, wie 1923, aber durch die darauf zurückzuführende Machtübernahme Hitlers gab es neue wirtschaftliche und persönliche Schwierigkeiten, da sich Johann Bommer weigerte, Mitglied der NSDAP zu werden.

Da die Verträge mit der Reichsbahn und der Finanzdirektion weiter eingehalten wurden, konnte 1938 die „Linotype“ durch eine neue „Drei decker“ (drei Magazine umfassende) Setzmaschine ersetzt werden.

Mit Kriegsbeginn wurde angeordnet, dass alle Lebensmittelmarken der Landkreise Miesbach , Tölz und Wolfratshausen in der Druckerei Bommer hergestellt werden sollten. Gedruckt wurde unter strengen Sicherheitsmaßnahmen, ein Beamter hatte aufzupassen, dass alles korrekt ablief; wenn Marken verlorengegangen wären, hätte es für Johann Bommer schlimmste Folgen haben können.

In München war die Zweigfirma von Bomben bedroht. Da die Kapazität in Miesbach ausreichte, und es zwischen den Brüdern Differenzen gab, weil Albert Mitglied der NSDAP war und Johann nicht, verkaufte man 1942 die Druckerei. Monate später wurde das Gebäude total zerstört.

Der zweite Weltkrieg wurde nun stärker spürbar. Viele Arbeiter waren eingezogen worden, auch Hans Bommer musste 1940 – trotz Krankheit – für einige Monate an die Front. Gerade jetzt war es schwierig, genügend Mittel für eine notwendige Neuerung aufzubringen. Doch es gelang und die neue Maschine war schon am Miesbacher Bahnhof, als sie von einer SS-Druckerei beschlagnahmt wurde. Die Maschine und das dafür bezahlte Geld war – trotz mehrerer Bemühungen – verloren.

Die erste Zeit nach dem Krieg

1945 kamen die Amerikaner, und bald darauf war der Krieg zu Ende. Da weiter Lebensmittelmarken gedruckt wurden und auch ausreichend Aufträge von der Reichsbahn und der Finanzdirektion erteilt wurden, konnte der Betrieb weiter existieren.

Die Druckerei Bommer druckte Lebensmittekarten
Die Druckerei Bommer druckte Lebensmittelkarten

Im Mai 1945, als etwa 10 000 Kriegsgefangene unter Aufsicht der Amerikaner auf die Zuteilung ihrer Entlassungspapiere warteten, druckte Hans Bommer in Nachtarbeit diese, zwar mit gefälschter Unterschrift, aber die 10 000 Gefangenen durften so (Monate) früher als erwartet heimkehren.

Die Druckerei Bommer 1948 bis 1997

1948 kam die Währungsreform, dadurch waren die Weichen für das Wirtschaftswunder gestellt. Der Senior- Chef Johann Bommer setzte sich im Jahr 1949 zur Ruhe. Die Firma wurde von einer OHG wieder in eine Einzelfirma umgewandelt, sie hieß jetzt Druckerei Hans Bommer. Sepp Bommer, der jüngere Sohn Johanns, der nach Druckerlehre fast die ganzen Kriegsjahre im Felde war, leitete von 1946 ab die Schreibwarenhandlung.

„Papeterie Bommer“ am Unteren Markt
„Papeterie Bommer“ am Unteren Markt

In den folgenden Jahren verbesserte sich die wirtschaftliche Lage zusehends. Hans Bommer legte nun ein Hauptaugenmerk auf die Modernisierung der Druckerei. Unter vielen anderen Maschinen kaufte er eine „Rotaprint“ Bogenoffsetmaschine, Format 51 x 72 cm, mit „Schön- und Widerdruck“, d. h. beide Seiten der Bögen werden bei einem Druckvorgang gleichzeitig bedruckt.

Nur auf Betreiben Bernhard Bommers wurde 1970 der erste Schritt in Richtung Offsetdruck gewagt, doch verschob Hans Bommer die nötige vollständige Umstellung auf Fotosatz auf seinen Nachfolger. Die gute Auftragslage und die Möglichkeit, neue Märkte zu erschließen, die zu dieser Zeit gegeben war, hätte eine Umstellung begünstigt. Alle Aufträge wurden bis 1970 im Buchdruck und Bleisatzverfahren hergestellt. Seit 1927, als mit der ersten „Linotype“ der Maschinensatz möglich war, hat sich bis zu diesem Zeitpunkt grundsätzlich keine Änderung an diesem Verfahren gegeben.

Titelblatt des Liederbuch für Jugendgruppen, in den 60er Jahren sehr beliebt. Druck durch die Firma Bommer
Titelblatt des Liederbuch für Jugendgruppen, in den 60er Jahren sehr beliebt. Druck durch die Firma Bommer

Übernahme durch Bernhard Bommer

Hans Bommer beabsichtigte Ende 1975 in den Ruhestand zu treten. Ab dem Oktober 1975 arbeitete sich Bernhard Bommer in den Betrieb ein und übernahm zum Jahreswechsel die Firma.

Der 1936 geborene Bernhard Bommer hatte die Mittlere Reife auf einer Handelsschule gemacht, danach eine Druckerlehre und die Gesellenprüfung absolviert. Nach dem Studium an der Akademie des Graphischen Gewerbes und Ablegung der Meisterprüfung arbeitete er als Kalkulator beim Franzis-Druck in München, die letzten vier Jahre als Prokurist und Leiter des gesamten Rechnungswesens. Von 1976 an modernisierte er die Druckerei Bommer: Es gab viele neue Investitionen, unter anderem setzte er eine Zweifarbenoffsetmaschine und eine Fotosatzmaschine ein.

Mit Kauf der Fotosatzanlage war die notwendige Umstellung auf Offsetdruck vollständig. Notwendig war die se Umstellung, da die Offsetdruckmaschinen viel höhere Druckgeschwindigkeiten erzielen als Buchdruckmaschinen. Die Fotosatzanlage sowie Reproduktion, Montage und Kopierabteilung wurden in einem Anbau des Hauses Simon-Schmid-Str. 6 untergebracht.

All dies und besonders die Zweigleisigkeit der Firma mit Offset- und Buchdruck, der für einige Marktnischen preiswerter ist, lassen die Firma sehr konkurrenzfähig erscheinen.

Apruptes Ende trotz Aufstieg nach dem Krieg

Nach der Wende bekamen bei den Finanzbehörden und bei der Bahn verstärkt Firmen aus denn neuen Bundesländern den Vorzug. Die Aufträge bei Bommer brachen ein. Nun rächte sich die lange Zeit lukrative Ausrichtung der Firma auf zwei Groß-Auftraggeber. Neue Wirkungsfelder konnten nicht gewonnen werden. Die Firma musste 1997 schließen.

Text: Hermann Kraus