Druckerei Johann Bommer - ein erfolgreiches "Startup"

Die Vorgeschichte

Im Jahre 1889 kaufte Karl Werkmeis­ ter das Haus und den Laden des Säck­lermeisters Dilger am Unteren Markt Nr. 110. Der Druckermeister Werk­meister ließ anbauen, und ab dem 26. Juni 1889 begann er die ersten Druckaufträge auszuführen. (...) Anfangs druckte er nur Akzidenzen, das heißt kleine Geschäfts­ und Fami­liendrucksachen.

Der „Schlierach-Bote“ von 1892

Doch ab 1891 wurde der „Schlierach­-Bote“ anfangs wöchentlich, später die Montags-­, Mittwochs­- und Freitags­ausgabe bei ihm hergestellt. (...)

Von 1907 an wurde der „Schlierach­ Bote“ täglich gedruckt. Dazu kamen einmal wöchentlich – als Beilage – das „Illustrierte Sonntagsblatt“ und außerdem „Der bayrische Bauern­hof“. Aus Altersgründen musste Karl Werkmeister seine auf acht Beschäf­tigte vergrößerte Druckerei verkaufen.

Die Druckerei Lutt im Jahr 1903

Am 15. März 1912 übernahmen Jo­seph Lutt und Jakob Dohn den Be­trieb. (...) Joseph Lutt war seit Jahren Verleger des „Schlierach­-Boten“ und hatte selbst eine kleine Druckerei am Oberen Markt geleitet. Mit Jakob Dohn vergrößerte er bis zum Jah­re 1916 den Maschinenpark auf drei Druckmaschinen jeweils mit Hand­anlage, d. h. die Blätter mussten von Hand eingelegt und wieder entnom­men werden.

Die Druckerei Johann Bommer

Der 1883 geborene Johann Bommer machte nach einer Handsetzerlehre im Jahre 1905 einen Kurs auf einer der neuen Linotype­Setzmaschinen, statt zu streiken wie seine Kollegen. Aus Furcht, arbeitslos zu werden, we[- gen dieser „revolutionären“ Erneue­rung, legten die Handsetzer damals die Arbeit nieder. Als einer der ersten Maschinensetzer wurde er von Wilhelm Fried­rich Mayr aus München nach Mies­bach geholt, um den „Miesbacher Anzeiger“ zu setzen. 1913 machte Jo­hann Bommer die Meisterprüfung und wurde bald danach Betriebslei­ter bei der Druckerei Mayr. 1916 zog er freiwillig als Sanitäter in den Krieg, kehrte jedoch nach einigen Monaten wegen Malaria zurück.

Als die Druckerei Lutt 1918 zum Ver­kauf angeboten wurde, schenkte ihm Friedrich Wilhelm Mayr 1000 Gold­mark, was ihm erleichterte, selbst­ständig zu werden.

Zusammen mit drei,vier Beschäftigten musste er ver­suchen, das Beste aus der schlechten Nachkriegssituation zu machen.

Schon 1919 gelang es ihm, Vertrags­ drucker der Reichsbahn und der Fi­nanzdirektion München zu werden. Zu diesen Hauptaufträgen kamen notwendige kleinere hinzu, wie Ge­burtsanzeigen, Visitenkarten, Plakate, Briefbögen, Rechnungen und Pros­pekte. Also über alle Arten von Fami­lien­ und Geschäftsdrucksachen er­streckten sich die Aufträge.
Bis zur Einführung der Rentenmark Ende 1923 verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation zusehends. (...) In den darauffolgenden Jahren verbesserte sich die Lage aber wieder. So konnten notwendige Investitionen vorgenom­men werden.

"Linotype" Maschinensetzmaschine, eine "Zweidecker", womit zwei verschiedene "Schriftarten" miteinander kombiniert werden können.

Im Jahr 1926 kaufte Bommer drei Druckmaschinen, bei denen die Pa­pierbögen automatisch eingelegt wurden, was sehr viel Arbeit sparte. 1927 installierte er eine „Linotype“ Maschinensetzmaschine, eine „Zwei­decker“, womit nun zwei verschiede­ne „Schriftarten“ miteinander kombi­niert werden konnten.
› Text: Hermann Kraus (mit Auszügen aus: Hans­ Veit Bommer: Die Geschichte der Druckerei Bommer, Facharbeit Geschichte, Gymn. Miesbach, 1985)