Der Drucktiegel – eine erste „Druckmaschine“

Druckerpresse von Gutenberg

Manueller Buchdruck

Blicken wir etwas zurück:

Seit Gutenberg den Druck mit beweglichen Lettern um 1550 herum erfunden hatte, wurde in folgenden Arbeitsschritten gedruckt:

1. Auf einen Ballen (oder eine Rolle) wird Farbe aufgetragen.
2. Mit diesem Ballen wird der vorbereitete Satz eingefärbt.
3. Auf den Satz wird das Papier aufgelegt.
4. Der Satz wird unter die Druckvorrichtung geschoben.
5. Das Papier wird – durch Drehen am Druckhebel – an den Satz angedrückt (der eigentliche „Druckvorgang“).
6. Der Satz wird aus der Druckvorrichtung herausgeschoben.
7. Das Papier wird entnommen.

Das ging mit dem "Drucktiegel" ganz anders:

Tiegel-Druckmaschine

Druck mit dem Drucktiegel

Die Druckmaschine „Tiegel“ kann fünf von sieben Arbeitsschritten mit einem Handgriff, dem Herunterdrü­cken des Hebels, übernehmen.
Lediglich das Einlegen und Heraus­nehmen des Papiers bleiben als weite­re Arbeitsschritte übrig.
Bei späteren Ausführungen („Heidel­berger Tiegel“) wird auch die Zu-­ und Abführung des Papiers automatisiert.

Der Klapp-Mechanismus der "Tiegel"-Druckmaschine - F: feststehender Satz, T: Druckplatte "Tiegel"

Folgende Arbeitsgänge werden durch das Herunter- und wieder Heraufbewegen des Hebels ausgeführt:

1. Von der runden Platte (oben) wird mit einer Rolle Druckfarbe abgenommen.
2. Damit wird der Satz eingefärbt
-- Das Papier einlegen geht weiterhin manuell.
3. Das Einschieben unter die Presse entfällt, weil ein Klappmechanismus vorliegt.
4. Der Druck erfolgt durch das Herunterdrücken des Hebels
5. Herausschieben entfällt, weil ein Klappmechanismus vorliegt.
-- Das Papier entnehmen geht weiterhin manuell.
› Text: Hermann Kraus